Startpunktbestimmung: Trainingsintensität im Fußball nach der Sommerpause perfekt dosieren

von Gastautor


Gepostet am 23.6.2023


Die Sommerpause neigt sich dem Ende zu, und die Vorfreude auf die neue Saison steigt. Es ist Zeit, sich als Trainer auf die entscheidenden Fragen zu konzentrieren, die den Erfolg deines Teams in der kommenden Saison bestimmen werden. Wie gestalten wir den optimalen Trainingsauftakt? Welche Trainingsintensität ist jetzt genau richtig? Wie können wir unsere Spieler verbessern, ohne das Verletzungsrisiko zu erhöhen? Und woran sollten Trainer sich orientieren, um ihren Teams den bestmöglichen Start in die neue Spielzeit zu ermöglichen?

In unserem neuesten Blogbeitrag teilt Benedikt Hänneschen, Athletiktrainer der U19 von RB Leipzig, wertvolle Einblicke und Ankerpunkte, die dir Orientierung in dieser entscheidenden Phase der Fußballsaison bieten. Hier wird der Grundstein für Erfolg oder Misserfolg für die Saison gelegt.


In diesem Artikel werden mögliche Ankerpunkte angesprochen, die Orientierung für diese hochsensible Phase der Fußballsaison geben können, denn hier wird der Grundstein gelegt, welcher maßgeblich über Erfolg und Misserfolg mitentscheidet. Diese Punkte werden anhand des Zeitpunktes der Saisonvorbereitung beispielhaft erläutert. Jedoch sind die meisten von ihnen auch in einer Wintervorbereitung, innerhalb individualisierter Reha-Prozesse oder bei der Übernahme einer neuen Mannschaft mitten in der Saison nützlich und schnell anwendbar.


So wird nachfolgend betrachtet:

  1. Kontextabhängige und individuelle Situationsanalyse
  2. Monitoring und Leistungsdiagnostik
  3. Der „Zero Point“ - Fußballspezifische Leistungsdiagnostik
  4. Weitere praktische Empfehlungen

Kontextabhängige und individuelle Situationsanalyse


Für die Analyse der Voraussetzungen zum Einstiegszeitpunkt sind mindestens drei Aspekte relevant:

a) die vorangegangene Saison, speziell die letzte Phase bis zur Saisonpause, b) die tatsächlich vereinsfußballfreie Zeit und c) die Phase, in der Spieler mit individuellen Plänen (Lauf-, Kraft-, Beweglichkeits-Pläne, usw.) den Einstieg in die offizielle Saisonvorbereitung optimieren.

a) Vorherige Saison und Saisonendphase: Wichtige Fragen sind:

- Wann war das letzte Saisonspiel und wie intensiv war die letzte Phase physisch und

psychisch?

- Ging es noch um den Aufstieg/Abstieg oder beendete man die letzte Saison sicher im Mitteldrittel der Tabelle?

- Wie lange wurde der Trainingsbetrieb aufrechterhalten, wenn das letzte Saisonspiel schon im April oder Mai stattfand?

- Wurde in der Saisonendphase versucht, die Fitness gezielt hoch zu halten oder wurden Volumen und/oder Intensität maßgeblich gesenkt?

- …


Die Gesamtbelastung in der Endphase einer Saison bis zur Sommerpause ist der erste Ansatzpunkt, der den Startpunkt einer Saisonvorbereitung mitbestimmt. Sie sollte auf keinen Fall unterschätzt werden, will man nach der Sommerpause den Start frisch und gesund schaffen. Nach einer langen und harten Saison, in der bis zum letzten Spieltag unter großem psychischen Druck gegen den Abstieg gekämpft wurde, ist z.B. mehr Erholungszeit für Geist und Körper notwendig, als wenn schon drei Spieltage vor dem Ende ein sicherer Platz im Mittelfeld feststeht und der Trainer sich bereits für mehr Rotation entschieden hat. Fand beispielsweise der letzte Spieltag relativ zeitig im Jahr statt, und die Trainingsintensität/ -dichte wurde anschließend reduziert, so hat auch dies einen deutlichen negativen Einfluss auf die Fitness, der Beachtung bei der Planung finden muss.

b) Die tatsächlich vereinsfußballfreie Zeit. Diese wird von den jeweiligen Spielplänen der vorangegangenen und der kommenden Saison bestimmt. Darüber hinaus müssen internationale Turniere und Trainingsphasen beachtet werden. Besonders Spieler, die viel Spielzeit im Verein und dazu noch bei der Nationalmannschaft bekommen, machen nicht selten über 50 Spiele in einer Saison. In diesen Fällen reichen zwei freie Wochen kaum aus, um die Ermüdung der vorangegangenen Spielzeit abzulegen. Hinzu kommt, dass viele Spieler schon in dieser so wichtigen Erholungs- und Reparaturphase private Trainer engagieren oder selbstständig trainieren, in der Hoffnung so noch stärker in die neue Saison starten zu können. Dies birgt diverse Chancen und Risiken, wie beispielsweise erhöhte Kraftwerte, aber auch eine niedrigere Frische bzw. höhere Ermüdung bereits zu Saisonstart. Dies muss jeder Verein gemäß der eigenen Philosophie und Möglichkeiten einschätzen und ggf. Handlungsanweisungen aussprechen.

Die Länge der inaktiven Zeit sollte individuell betrachtet werden, beispielsweise nach Spielzeit oder Ausfallzeit in der vergangenen Saison. Auch persönliche, soziale Aspekte sollten mit einbezogen werden. Dies gilt bspw. für Spielern, deren Familien im Ausland wohnen, oder die im Verein mit einer für sie ungewohnten Kultur in Berührung kommen. Für sie ist die freie Zeit ggf. wichtiger als für Spieler, die jeden Abend mit ihrer Familie am Abendbrottisch sitzen. Entscheidende Frage ist folglich: Was passiert und welche individuellen Bedürfnisse bestehen in dieser Phase?

c) Individuelle Pläne zur Optimierung des Einstiegs in die Saisonvorbereitung

Auf die in b) angesprochene spielerbezogene Betrachtung der inaktiven Zeit kann mithilfe individueller Pläne eingegangen werden, in denen beispielsweise Dauer, Dichte, Volumen, Intensität, und/oder Art der Aktivitäten unterschiedlich sein können. Ein anderer Weg ist, verschiedene Einstiegszeitpunkte zur Saisonvorbereitung für unterschiedliche Gruppen von Spielern zu definieren. Demnach starten Spieler, die im Sommer an einem internationalen Turnier teilgenommen haben, in der Regel deutlich später in die Saisonvorbereitung. Diese Strategie setzt voraus, dass die Trainingsbelastung temporär unterschiedlich gestaltet wird. Diese Punkte sind ebenfalls abhängig von der Länge der Sommerpause, der Länge der Saisonvorbereitung bis zum ersten Spiel, dem Saisonziel, usw. Diese Vorüberlegungen bestimmen Ausgangspunkt und Fahrplan der Sommervorbereitung und speziell die Gestaltung der ersten Trainingswochen.

Lege ich bereits Testspiele in die erste Vorbereitungswoche? Starte ich mit intensivem und/oder langem Training oder verzichte ich anfangs noch auf „Vollgas“-Einheiten und Spielzeit und nutze die zur Verfügung stehende Trainingszeit auch bewusst zur aktiven Regeneration oder einfach für eine kurze Verschnaufpause? Abschließend soll noch einmal die Rolle individueller Pläne in einem Beispiel verdeutlicht werden. Denn entscheidend ist: Wofür sind meine Spieler zum Start der Saisonvorbereitung bereit? Sieht ein individueller Plan beispielsweise vier Lauf- und zwei Kraft-Einheiten von je 45 Minuten in der letzten Woche vor der offiziellen Saisonvorbereitung im Verein vor, so hat dieser Spieler am Ende der Woche, vereinfacht dargestellt, ca. 4,5h Sport getrieben. Eine erste reguläre Trainingswoche der Saisonvorbereitung könnte in diesem fiktiven Kontext vier Mannschaftstrainingseinheiten auf dem Platz mit je 75 Min, zweimal Krafttraining für je 60 Minuten und ein Testspiel (hier mit 45 Minuten geplant) beinhalten. Das sind gerundet 7,75h Sport. Der Volumenvergleich besagt also 4,5h vs. 7,75h. Nun darf vermutet werden, dass die Mannschaftstrainings sowie das Testspiel im Durchschnitt intensiver sind als die Läufe und das eigenständige Krafttraining. Wir haben also eine deutliche Erhöhung von Volumen (156%) UND Intensität (ggf. sogar quantifizierbar durch Laufdaten, RPE, etc.). Man muss kein Experte sein, um zu erahnen, dass dieser Sprung in der Gesamtbelastung in der Planung Beachtung finden sollte.



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Wem dies zu einfach ist, sei auf das dahinterstehende trainingswissenschaftliche „Prinzip der progressiven Belastungssteigerung“ verwiesen. Steigt die Intensität unweigerlich durch die Rahmenbedingungen, hier der Umstieg von individuellen Läufen auf Mannschaftstraining, so sollte das Volumen nicht parallel erhöht ggf. sogar temporär gesenkt, werden, wenn der Körper die Chance zur gesunden Adaptation erhalten soll. Andernfalls werden leichtfertig Überlastungserscheinungen provoziert. Dieses Beispiel soll nun weniger dazu animieren, ab sofort 10h-Sportprogramme zur Vorbereitung auf das erste gemeinsame Training zu entwerfen, sondern dafür plädieren bei der Dosierung der ersten Wochen gut auf den Zustand und die Ermüdungssignale der Spieler im und rund um das Training zu achten. Flexibilität in der kurzfristigen Anpassung des Trainings, auch noch mitten im Training, kann hier zum Schlüssel werden.

Zu wissen, wo ein Spieler „herkommt“ und wo er „hin will, bzw. soll“, ist also Grundvoraussetzung, um die Situation und die nächsten Schritte einschätzen und planen zu können.


Darstellung der generellen Belastungsverträglichkeitsentwicklung im Saisonübergang


Monitoring und Leistungsdiagnostik


Ein weiterer Ansatz ist herauszufinden, wie Sportler auf einen bestimmten Trainingsreiz reagieren. Die stetige Beobachtung dieser Reaktion scheint immer wichtiger zu werden, um genau an der aktuellen Leistungsgrenze zu trainieren. In einigen Vereinen wird zusätzlich versucht, durch leistungsdiagnostische Tests unmittelbar vor der Trainingsphase bzw. in den ersten Tagen/Wochen herauszufinden, wie ein Spieler wahrscheinlich auf ein Training reagieren wird, um die optimale Dosis einzuschätzen.

Die Themen Leistungsdiagnostik als auch Monitoring allein geben schon genug Stoff, um Artikel und eigene Bücher zu füllen und ebenfalls genug Raum für Diskussionen zu unterschiedlichen Standpunkten. Bis auf zwei Punkte werden sie hier deshalb nicht weiter vertieft. Einer dieser Punkte wurde bereits angekündigt: Direkt oder indirekt beobachtbare Ermüdungssignale können für geübte Beobachter ohne großen Aufwand sehr wertvoll werden! Sie können eindeutig sein, sich aber auch subtiler äußern. So reicht das Spektrum von roten Köpfen und Spielern, die stark außer Atem sind, bis hin zu weniger deutlichen und trotzdem sehr aufschlussreichen, unnormalen Verhaltensweisen. Kurze und geschlossene Antworten, geringe Interaktion in Teambesprechungen, eher geschlossene Körperhaltungen usw. Alles, das auf ein niedrigeres Energielevel eines Menschen schließen lässt.

Hier hilft es, ggf. an Menschen außerhalb des Kontextes Fußball zu denken: Familie, Freunde, oder auch an sich selbst. Wie könnte es sich äußern, wenn jemand keinen vollen „Akku“ hat. Wie fühlt es sich bei mir selbst an und wie verhalte ich mich in solchen Situationen? Das Spektrum ist hier sehr breit und individuell. Alles Unnormale sollte genauer betrachtet und bestenfalls durch ein direktes Gespräch überprüft werden, bevor es zu Anpassungen kommt. Die Voraussetzungen hierfür sind die Basis unserer Arbeit: Auseinandersetzung und Interesse an den Menschen, mit denen wir so viel Zeit verbringen.

Ohne den Menschen und seine Reaktionen zu kennen und ohne genau hinzuschauen, wird es hier schwer, auch wenn es, wie oben genannt, einige Hinweise gibt, die für den Großteil der Spieler zutreffend sind.

Der zweite Punkt, auf den näher eingegangen wird, ist ein ebenfalls hilfreiches und praktikables, weil einfach und schnell umsetzbares, Tool: RPE, die subjektiv wahrgenommene Anstrengung. Eine Abfrage unmittelbar nach dem Training, egal ob digital per App, Fragebogen oder mit geschlossenen Augen im Mannschaftskreis, kann Aufschluss darüber geben wie anstrengend bestimmte Trainingseinheiten empfunden wurden. Ob hierfür die BORG-Skala genutzt wird oder man eine vereinfachte Skala von 1-6 annimmt, wird der gewünschten Präzision und Praktikabilität überlassen. Das direkte Feedback kann demnach zur Einschätzung des aktuellen Zustandes und auch zur Kontrolle der geplanten Trainingsbelastung hilfreich sein. Diese zwei einfachen Helfer können auch bei geringem Budget sehr einfach umgesetzt werden. Vielleicht sind es sogar die einzig wichtigen Parameter…darüber darf gern diskutiert werden!



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Hat man nun noch die Möglichkeit, weitere Tests wie beispielsweise die regelmäßige Messung der Kreatinkinase, der Höhe des Counter-Movement-Jumps, der Handkraft, des Fingerbodenabstandes oder einen unkompliziert und regelmäßig ausführbaren YoYo Test zu nutzen, so kann sich das Bild weiter schärfen (Akenhead & Nassis, 2016; Gabbett et al., 2017).

Wer mit isolierten Läufen als Teil des Trainings arbeitet, kann besonders von einer differenzierten Leistungsdiagnostik der Ausdauer profitieren, um anschließend ein gezieltes Intervalltraining an den Leistungsgrenzen zu nutzen. Ob dies die Leistungsfähigkeit im Fußball wirklich widerspiegelt, darf zumindest hinterfragt werden.


Der „Zero Point“ - Fußballspezifische Leistungsdiagnostik


Wem die Leistungsdiagnostik der Ausdauer- und/oder der Sprintwiederholungsfähigkeit entweder zu isoliert, unspezifisch oder einfach im eigenen Umfeld schlecht umsetzbar ist, dem sei die „Zero Point“-Bestimmung (ZPB) nach Raymond Verheijen (Verheijen, 2016, S. 106 fff) vor allem aufgrund seiner praktikablen Anwendbarkeit empfohlen. Ziel dieser Methode ist es, mittels Beobachtung, in klar abgegrenzten Spielformen bzw. Spielgrößen herauszufinden, wie lang es ein Team schafft, seine Aufgaben bzw. Spieler ihre Fußballaktionen mit gleichbleibender Qualität und Quantität zu erfüllen und ab wann der „Zero Point“, also der Punkt, ab dem ein merklicher Leistungsabfall in diesen Kategorien bemerkt werden kann, erreicht ist. Mit dieser fußballspezifischen Leistungsdiagnostik lässt sich herausfinden, wie hoch die Leistungsfähigkeit eines Teams in bestimmten Spielformen, die oftmals die intensivsten Trainingsformen darstellen, aktuell ist. Damit ist eine anschließende Differenzierung in (1) gezielte Überlastung (Hauptbelastungstage) & (2) bewusst reduzierte Belastung (für andere Trainingstage, bspw. taktisch oder technisch geprägte Trainingseinheiten) möglich. Und dies auch ohne teures GPS-System.

Möglichst viele Traineraugen sind hier sehr zu empfehlen, sowie bestenfalls Videoaufzeichnungen, um Trainingseindrücke im Nachhinein nochmals zu reflektieren. So wird beispielsweise eine 11v11- Spielform für eine gewisse Dauer gespielt, anschließend eine klar definierte Pause gegeben, gefolgt vom nächsten Block der gleichen Spielzeit und so weiter. Gespielt wird so lange, bis der Leistungsabfall bemerkt wird. Dieser Zeitpunkt wird zum Ausgangspunkt für das nächste Training, in dem dieselbe Spielform bis zur Ermüdung gespielt werden soll. Der Einfachheit halber und auf Grundlage von Untersuchungen zum Spielerverhalten, Aktionsdichten, Ermüdung (Verheijen, 2016) usw. wird hierbei von Verheijen empfohlen die Spielformen in große, mittlere und kleine Spielformen einzuteilen, sowie Regeln und Fläche pro Spieler zu standardisieren.

Dies soll neben einem genauen ersten Bild auch verschiedene fußballspezifische Ausdauereffekte gezielt trainierbar machen. So wird bei kleinen Spielformen vor allem schnelles Erholen bzw. eine höhere Aktionsdichte trainiert, bei mittleren und großen Spielformen je nach Größe und taktischem Fokus eher das immer längere Aufrechterhalten von qualitativ hochwertigen Fußballaktionen bzw. Verhaltensweisen (Verheijen, 2016). Hier sollte die Grundaktionsdichte immer oberhalb der durchschnittlichen Spielaktionsdichte liegen. Durch die entsprechenden Pausen sollte die Ermüdung weitestgehend abgebaut sein, um im nächsten Durchgang wieder die angestrebte Qualität und Quantität der Fußballaktionen zu gewährleisten.

Da wir immer dafür trainieren im Spiel die beste Leistung abzurufen, sollte hier an diesen Grenzen gearbeitet werden und ebenfalls inhaltliche/taktische Vorgaben gegeben werden, sodass sich keine unnatürlichen/ggf. ungewollten Verhaltensweisen herausbilden. Bspw. wäre dies der Fall, wenn ein Team hier in ein Abwehrpressing verfällt, um Energie zu sparen, der Trainer aber eigentlich die Zeit und Qualität des Angriffspressings im Spiel verlängern bzw. verbessern möchte.

Wer sich mit dieser Methode genauer beschäftigen will, sollte sich mit den Büchern und Kursen des hier bereits mehrfach genannten Trainerausbilders und Autoren näher auseinandersetzen. Vor der Anwendung sollte jedoch eine klare Idee stehen, wie die Belastung über die Trainingswoche gestaltet werden soll. Auch hierzu gibt es bereits viele Beiträge und eigene Bücher (Mallo, 2015; Bompa, 2019; Joyce & Lewindon, 2016), in denen man die richtige Variante für das eigene Umfeld finden kann.

Als grobe Orientierung für die ZPB können die vom Autoren gegebenen Empfehlungen (Verheijen, 2016) angenommen werden. Jedoch müssen diese in der Umsetzung stets überprüft werden, denn je nach Niveau und taktischen Vorgaben sollten Feldgrößen, Spielzeiten, usw. angepasst werden, um den optimalen Reiz zu erhalten.


- Große Spielformen: 11v11-8v8: 10min Blöcke, 2min Pause

- Mittlere Spielformen: 7v7-5v5: 4min Blöcke, mit 2min Pause

- Kleine Spielformen: 4v4-3v3: 2 Blöcke á 6x 1min und 2 min Belastungspause zw.

den Spielen, Blockpause 4 min


Weitere praktische Empfehlungen


Eine weitere sehr nützliche Orientierung kann eine Empfehlung sein, die besagt, die Belastung eines Spielers bestenfalls nicht von Woche zu Woche stark zu erhöhen bzw. zu reduzieren. Es gibt zwar keine sicheren Hinweise drauf, dass eine magische 10%-Grenze in der wöchentlichen Belastungsvarianz Verletzungen deutlich reduzieren kann, doch die Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang zwischen einer ebensolchen starken Schwankung und erhöhten Anzahl an Verletzungen hin (Charlton & Drew, 2015). Dies können wir uns zu Nutze machen und ausgehend von einer regulären Trainingswoche, wie man sie innerhalb einer Saison findet oder ggf. bereits bekannten und definierten Zielwerten, rückwärts rechnen.


https://athsvic.org.au/wp-content/uploads/2020/04/AIS-2015-Can_we_think_about_training_loads_differently.pdf (Zugriff am 02.03.23)



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Gewöhnlich wird hier mit Laufdaten gearbeitet, sofern ein GPS- oder LPS-System vorhanden ist. Ob man sich hier nun mit der Gesamtlaufdistanz, der Sprintdistanz, kurzen intensiven Antritten oder einem anderen Wert beschäftigt, ist stark abhängig von den Möglichkeiten, Überzeugungen und von der Spielweise bzw. der Art wie im jeweiligen Verein trainiert wird.

Aber auch ohne Laufdaten kann man dieses System für sich nutzen. Die Gesamt-Trainingszeit, die Netto-Trainingszeit innerhalb intensiver Übungen oder der sRPE…der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Die Anwendung der „10%-Regel“ setzt nochmals eins voraus: die Erkenntnis, dass zum Start der Saisonvorbereitung wahrscheinlich der Zeitpunkt innerhalb einer Saison ist, an dem die Belastungsverträglichkeit der Spieler am niedrigsten ist und damit der Bedarf an Zeit zur Regeneration und Erholung am höchsten. Hier genau wie innerhalb der Saison zu trainieren oder sogar mehr, schreit förmlich danach Strukturen schnell zu überfordern.

Weiterhin wurden Untersuchungen angestellt, wie lang Spieler benötigen, um nach einer Pause wieder ihr vorheriges Leistungsniveau zu erreichen, ohne sich zu verletzen und unterscheidet neben der Pausenlänge auch zusätzlich nach Aktivitätsniveau innerhalb der Pause. Nachfolgend sind seine Ergebnisse grafisch dargestellt.


https://athsvic.org.au/wp-content/uploads/2020/04/Training-Troughs-are-a-Risk-to-Performance_One-page-summary-forcoaches- final.pdf (Zugriff am 02.03.23)


Ein kurzes Beispiel zur Erläuterung der Grafik:

Spieler A hat bspw. in einer fiktiven Winterpause zwei Wochen frei, in der er aber ein reduziertes Sportprogramm absolviert. Dies geschieht bei einem ungefähren, durchschnittlichen Aktivitätsniveau von 40% verglichen mit seiner gewohnten Belastung. Dies bedeutet, dass Spieler A nach der Pause für ca. 2,5 Wochen ein Aufbautraining absolvieren müsste, bis sein Körper die vorher gewohnte Belastung wieder ohne erhöhtes Verletzungsrisiko absolvieren kann. Dies entspricht also insgesamt 4,5 Wochen reduziertem bzw. sich steigerndem Training. Wird nun bspw. eine Woche komplett pausiert, um dem Körper etwas Luft zu verschaffen, verlängert sich die Phase bis zur gewohnten Belastungsverträglichkeit weiter. All diese Orientierungspunkte, und kontextabhängig sicher noch viele weitere, können dabei helfen, den Einstieg in die nachfolgende Trainingsphase erfolgreicher zu gestalten.


Abschluss und Ausblick


Dieser Artikel bezieht sich der Einfachheit halber und um den Ansatz zu verdeutlichen auf ein hypothetisches, homogenes Team. Eine individuelle Betrachtung sollte nach dieser ersten Teamanalyse unbedingt folgen. Ausfallzeiten, Einsatzminuten, Nationalmannschafts-Abrufungen, ggf. strukturell niedrigere Belastbarkeiten, private Zusatztrainings in der Pause, andere ggf. psychosoziale Stressoren, uvm. beeinflussen den Umgang mit dem einzelnen Spieler. Bezieht man Überlegungen wie diese in seine Planungen ein und nutzt vor allem logisches Schlussfolgern bei der Analyse des Ausgangspunktes und der darauf basierenden Planung, so erscheinen GPS-Daten und andere teure Tracking- oder Monitoringsysteme nun deutlich unwichtiger. Sie sind nicht mehr der Ausgangspunkt aller Planung, sondern vielmehr ein Hilfsmittel zur Reflexion von Planung und Umsetzung. Gepaart mit der notwendigen Flexibilität in der Umsetzung kann man so jedem Spieler mit seinen Voraussetzungen gerecht werden und so das beste für sein Team erreichen.



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Über den Autor

Benedikt Hänneschen ist Athletiktrainer in der U19 von RB Leipzig. Hier kümmert er sich um die körperliche Leistungsfähigkeit der U19-Junioren sowie die Rehabilitation von verletzten Spielern.




Literatur

Bompa, T. O. &Buzzichelli, C. A. (2019). Periodization. Theory and Methodology of Training (6. Aufl.). Champaign: HUMAN KINETICS

Joyce, D. & Lewindon, D. (2016). Athletiktraining für sportliche Höchstleistung. München: riva Verlag

Charlton P, Drew MK. Can we think about training loads differently? Canberra, Australia: Australian Institute of Sport; 2015.

Verheijen, R (2016). The Original Guide to Football Periodisation. Always play with the strongest team. Part 1. (2. Aufl). Amsterdam: WORLD FOOTBALL ACADEMY BV

Van Kolfschooten, F. (2019). How simple can it be?. Unique lessons in professional football: behind the scenes with Raymiond Verheijen. Amsterdam: WORLD FOOTBALL EVOLUTION BV

Akenhead, R. & Nassis, G.P. (2016). Training Load and Player Monitoring in High Level Football: Current Practice and Perceptions. International Journal of Sports Physiology and Performance, 11(5), 587-93

Gabbett, T. J., Nassis, G. P., Oetter, E., Pretorius, J., Johnston, N., Medina, D., Rodas, G., Myslinski, T., Howells, D., Beard, A. y Ryan, A. (2017). The athlete monitoring cycle: a practical guide to interpreting and applying training monitoring data. British Journal of Sports Medicine, 51(20), 1451-1452.

Schwarz. J. M. (2020). Fußball Performance Training. Athletiktraining und Belastungsmanagement für leistungsorientierte Fußballer. München: Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG

Gabbett, Tim J. (2016): The training—injury prevention paradox: should athletes be training smarter and harder? In: British Journal of Sports Medicine (50), S. 273–280. https://bjsm.bmj.com/content/bjsports/50/5/273.full.pdf

Mallo Sainz, J. (2015). Complex Football. From Seirul-lo’s Structured Training To Frade’s Tactical Periodisation. Spain: Topprosoccer S.L.

https://athsvic.org.au/wp-content/uploads/2020/04/Training-Troughs-are-a-Risk-to-Performance_One-page-summary-for-coaches-final.pdf (Zugriff am 02.03.2023)

https://athsvic.org.au/wp-content/uploads/2020/04/AIS-2015- Can_we_think_about_training_loads_differently.pdf (Zugriff am 02.03.2023)

https://websites.sportstg.com/get_file.cgi?id=3683362 (Zugriff am 02.03.2023)

Owen. A & Dellal, A (2018). Fußball Fitness. Training mit Wissenschaft. Periodisierung/ Saisonales Training/ Small Sided Games. London: SoccerTutor.com Limited

Verheijen, Raymond. "Football Fitness Periodisation Course." FC Evolution, 2021, https://www.fcevolution.com/courses/football-fitness-periodisation-course/.

Schnabel, G., Harre, H.-D. & Krug, J. (2014). Trainingslehre - Trainingswissenschaft. Leistung - Training - Wettkampf. (3. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer

Weineck, J. (2019). Optimales Training. Leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings. (17. Aufl.). Balingen: Spitta